Unsere Gemeinschaft

Sein Werk

Das erste „Klösterchen“

Am 12. November 1850 reiste er zusammen mit Karl von Aachen nach Weitersburg, um dort am 16. November voll Freude das Häuschen zu beziehen, nachdem ihnen Bischof Arnoldi seine Erlaubnis dazu erteilt hatte.

Glücklich über diesen Umstand schrieb Peter einen Brief an den Trierer Domvikar Liehs, in dem er diesen über den Einzug in das Häuschen unterrichtete. Dabei vergaß er nicht, Gott und der Gottesmutter dafür zu danken. „O wie glücklich leben wir jetzt; wir sind arm und doch reich; wir besitzen nichts und doch alles. Wir haben uns gewählt Jesus Christus, den Gekreuzigten; IHM haben wir uns geschenkt und alles was wir hatten. Nichts haben wir IHM vorbehalten. Und Jesus, unser Heiland, hat sich uns geschenkt...“

Bereits nach kurzer Zeit gesellte sich Bruder Josef Otten aus Aachen zu ihnen. Ihn hatte Peter während seines Aachen-Aufenthalts kennen gelernt und gewann in ihm einen treuen Gefährten, der ihm auch in schweren Stunden zur Seite stehen sollte. Abwartend wurden die drei von dem Bischöflichen Delegaten und Pfarrer Peter Nussbaum in Vallendar empfangen, der noch nicht an den Erfolg und das Gelingen ihres Werks glaubte.

Die Einrichtung ihrer Wohnung vollzog sich relativ rasch, da die drei Brüder nur wenige Gegenstände besaßen. Zuvor hatte Peter Friedhofen noch die einzelnen Gruppen der Aloisiusbruderschaft besucht und ihnen von seinem Werk berichtet.

Am 11. Dezember 1850 erhielt Peter von Bischof Arnoldi in Trier die Augustinusregel und die Statuten der Cellbrüder. „Dieses Haus ist gewidmet der allerseligsten Jungfrau Maria, unserer liebsten Mutter.“ Diese Zeilen hatte Peter einst Domvikar Liehs geschrieben und nun hielt er sich auch an seine Zusage. Voll Andacht beteten die drei jungen Männer zur Gottesmutter, morgens früh und abends spät. Doch nicht nur sie, sondern auch der heilige Aloisius wurde von ihnen geehrt.

Doch das Häuschen war so eng, dass die Brüder die Strohsäcke, auf denen sie nachts schliefen, tagsüber in die Höhe ziehen mussten, um für die Verrichtung ihrer Tagesarbeiten genügend Platz zu haben. Außerdem war die Ausstattung äußerst arm und schon bald wurde die noch kleine Gemeinschaft schon von mächtigen Geldsorgen geplagt, denn das Häuschen war mit über hundert Talern verschuldet. Und die Brüder hatten keine Einnahmequelle, da sie sich unentgeltlich um die Pflege der Kranken kümmerten.

Erneute Sorgen und Schwierigkeiten

Vielleicht waren es diese äußeren Umstände, die Bruder Karl dazu bewogen hatten, schon im Dezember 1850 die junge Gemeinschaft zu verlassen und zu seinem Bruder nach Linz zu reisen, mit der Begründung, Zahnweh zu haben.

Anfang Januar des folgenden Jahres schrieb Peter ihm und bat ihn, er möge doch zu ihnen zurückkommen, woraufhin dieser sich zunächst nicht meldete. Im Januar 1851 tauchte er dann doch noch zweimal im Klösterchen auf, wobei er sich aber jedes Mal schlecht benahm, bis er dann, wenn auch zunächst nur bis auf weiteres, seine Sachen packte und erneut verschwand.

Dies war für Peter ein schwerer Schlag, da er doch auf ihn gesetzt hatte, ihn sogar für die „Säule seiner Gründung“ gehalten hatte. Karl Marchand war gebildet gewesen, hatte gute Umgangsformen gehabt und war bei den Leuten stets sehr beliebt gewesen. Doch das harte Leben und die Tatsache, dass er sich dem einfachen und weitestgehend ungebildeten Peter Friedhofen zu unterwerfen hatte, hatten letztendlich seine Kräfte überstiegen und ihn zum Weggang bewogen.

Die Weitersburger Bevölkerung stand Peter, Josef und ihrem Werk mehr als positiv gegenüber, da sie sich an deren Gebeten und Lebenswandel erbauten. So wurden die Brüder zwar von den Bewohnern Weitersburgs mit Lebensmitteln versorgt, mussten aber dennoch oft genug Hunger leiden.

Nicht nur Hunger, sondern auch bittere Kälte mussten die beiden in ihrem Klösterchen ertragen und auch insgesamt war das Klosterleben hart und beschwerlich. Doch auch all diese Nöte konnten Peter und Josef nicht von ihrem eingeschlagenen Weg abbringen.

Dennoch hatte Peter gerade zu Beginn des Jahres 1851 hart zu kämpfen. Wegen der Geldsorgen lief er vom Bürgermeister zum Ortsvorsteher und ließ kein Mittel unversucht, bis er wenigstens die ärgsten Schulden tilgen konnte. Tief verletzt war er aber auch von dem Verhalten Karl Marchands. „Bruder Karl hat mir wirklich nasse Augen verursacht“. Doch wie auch in früheren Zeiten der Not und Bedrängnis betete er zu Gott, zur Gottesmutter und zum heiligen Aloisius und die Finsternis lichtete sich allmählich.

Erste Schritte in Koblenz

Da sich Weitersburg für die Krankenpflege als ungünstig erwiesen hatte und nur Koblenz, als nächst größere Stadt, Voraussetzungen für die Aufgaben der Brüder bot, zogen Peter und Josef am 15. Februar 1851 von Weitersburg nach Koblenz in eine Mietwohnung in der Altenhofstraße. Dieser Weg war ihnen von Domvikar Liehs gewiesen worden. In Koblenz erhielten sie von nun an Unterstützung von Philipp de Lorenzi, dem Pfarrer der Liebfrauengemeinde, indem dieser den Brüdern Empfehlungsschreiben an alle Koblenzer Ärzte mitgab.

Diese wiederum empfingen die neuen Krankenpfleger freudig und empfahlen sie den Kranken, wie zum Beispiel dem Koblenzer Stadtrat und Fabrikant Hermann Josef Dietz, einem Freund des Clemens Brentano. Besondere Unterstützung erhielten sie von Dr. Josef Settegast, einem edlen Arzt und Menschenfreund.

Einer Wohltäterin, die versprochen hatte, die Einrichtung für Peter und Josef zu bezahlen, wurde davon abgeraten und so befand sich der kleine Orden erneut in schwersten Geldnöten. Nicht nur die Schulden lasteten hart auf den Schultern der beiden Brüder, sondern auch Hunger setzte ihnen arg zu. Am 5. März 1851 kehrte schließlich auch Karl Marchand wieder in den Orden zurück. Dies war durch Domvikar Liehs so angeordnet worden und Bruder Peter hatte gehorcht.

Einkleidung und erneute Rückschläge

Am 25. März 1851 war es dann endlich soweit. Wie lange hatte vor allem Peter diesen Tag herbeigesehnt: Am Fest Mariä Verkündigung wurden Peter Friedhofen, Josef Otten und Karl Marchand endlich eingekleidet, nachdem Bischof Arnoldi Peters innigsten Wunsch genehmigt hatte. Die Feier wurde in der Sakristei der Liebfrauenkirche in aller Stille durch Pfarrer de Lorenzi durchgeführt. Peter und seine Gefährten knieten nieder und dankten Gott für die Erfüllung ihres Wunsches.

Die drei Brüder verließen die Kirche im Ordenskleid und schritten unter dem Staunen der Leute durch die Stadt. Ein neuer Orden der Liebe war in der alten Stadt entstanden, der Orden des Schornsteinfegermeisters. Neben den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus im Hospital hatte Koblenz jetzt auch Barmherzige Brüder. Am Nachmittag dieses ereignisreichen Tages knieten die drei in der Maria-Hilf-Kapelle in Koblenz-Lützel nieder um Gott zu danken.

Nach diesem glücklichen Tag kehrte alsbald der Alltag ein. Rund um die Uhr kümmerten sich die Brüder um Kranke, was zumeist unentgeltlich geschah. Deshalb wurden sie auch bald schon wieder von Hunger geplagt und Peter hatte Mühe, die Miete für die Wohnung zu bezahlen. Durch die Krankenpflege war es zudem fast unmöglich, „den rechten Klostergeist unter den Brüdern heimisch zu machen“, da sie sich meist bei den Kranken und nicht in der Wohnung befanden. So konnte kein Gemeinschaftsleben, kein Ordensleben begründet werden.

Dann kamen für Peter noch die erneuten Probleme mit Karl Marchand hinzu, der ständig gegen ihn und sein Werk arbeitete. Dieser ging sogar so weit, dass er nach Trier schrieb und berichtete, dass Peter dem Werk nicht gewachsen sei und er deshalb einen Bruder aus Aachen kommen lassen wolle. Unzufrieden mit der Situation trat Karl Marchand nach zwei Monaten, am 21. Mai 1851, endgültig aus der Gemeinschaft aus.

In der Zwischenzeit war Anfang Mai 1851 der Postulant Emmerich Oehmen in den Orden eingetreten, war aber kurz darauf wegen Karl Marchand wieder entlassen worden. Auf Wunsch des Stifters war er am 24. Mai zwar wieder eingetreten, aber kurz vor Ende des Jahres endgültig entlassen worden, weil er sich zu ungeschickt angestellt hatte. Ein anderer trat bereits nach vier Wochen wieder aus, mit der Begründung, dass ihm das Ordensleben zu hart sei. Durch diese Rückschläge verlor die geistliche Obrigkeit das Vertrauen zu Peters Gründung. Es schien, als sei das Werk der Auflösung nahe.

Bischöfliche Bestätigung und Ewige Profess

Doch Peter hielt auch dieser Prüfung stand und am 28. Februar 1852 erhielt die Kongregation die kanonische Bestätigung durch Bischof Arnoldi. An einem Sonntag, dem 14. März 1852, fand die Profess von Bruder Peter und Bruder Josef in der Liebfrauenkirche von Koblenz statt. „Ich, Bruder Peter Friedhofen, verheiße und gelobe Gott, dem Allmächtigen, der heiligen Jungfrau Maria, und Ihnen, Hochwürdiger Vater, die Regel des heiligen Augustinus und alles, was der Orden der Barmherzigen Brüder nach den Statuten des heiligen Johannes von Gott in sich begreift, zu halten, nämlich: vollkommenen Gehorsam, freiwillige Armut und ewige Keuschheit, mit der Krankenpflege, so wahr mir Gott helfe und sein heiliges Evangelium: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. So hatten Peter Friedhofen und Josef Otten die ewigen Gelübde abgelegt und am gleichen Tag wurden noch zwei weitere Brüder eingekleidet. Vor lauter Dank und Rührung weinte Peter, denn sein Orden war nun endlich gefestigt. Von jenem Tag an signierte er als „Vorsteher“ bzw. „Rektor“ der Barmherzigen Brüder und verblieb in diesem Amt bis zu seinem Tod.

Die Kraft, die für sein Werk und die Bewältigung der täglichen Sorgen und Probleme nötig war, bekam Peter stets im Gebet zu der von ihm so sehr verehrten Gottesmutter Maria. Eine besondere Rolle in seinem Leben spielte deshalb auch das Heiligtum Maria-Hilf in Koblenz, wo er schon in frühester Kindheit gekniet hatte, als seine Mutter gestorben war. Dort war es auch gewesen, wo er seine Gesellschaft Maria geweiht und ihr das Versprechen gemacht hatte, diese die „Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf“ zu nennen.

Ein neues Kloster in Koblenz und erste Niederlassung in Trier

Stetig nahm nun die Zahl der Brüder zu, sodass alsbald die Wohnung in der Altenhofstraße zu eng geworden war. Gegen Ende des Jahres 1852 waren es bereits sieben Brüder. Deshalb zog Peter mit seinen Mitbrüdern am 28. Dezember 1852 in ein eigenes Haus in der Florinspfaffengasse 6 ein, welches sie mit Hilfe von Oberpfarrer de Lorenzi gekauft hatten. Hier konnte sich der Orden endlich gemäß seiner Grundsätze entfalten.

Unvergesslich wurde für die Brüder der 12. September 1854. Der Tag, an dem sie im Hof ihres Hauses den Grundstein zu einer eigenen Kapelle legten. Diese wurde bereits am 10. Dezember 1855 feierlich eingeweiht. Die Einweihung fand unter reger Anteilnahme der Bevölkerung statt und sogar Prinzessin Augusta von Preußen ließ es sich nicht nehmen, ihren Kammerherrn zu entsenden. Schon vorher hatte sie dem Orden des Öfteren zur Seite gestanden, indem sie Brüder und Kranke besucht und manche großzügige Gaben hinterlassen hatte.

Der Orden besaß auf Wunsch des Trierer Bischofs seit dem 8. September 1853 auch eine Niederlassung in Trier. Vom so genannten „Bantusspitälchen“ aus kümmerten sich die Brüder um die Kranken der Stadt. Die Zahl der Neueintritte wuchs jetzt immer rascher an und auch in der Pflege gab es immer mehr zu tun.

Erarbeitung eigener Satzungen

Peter verbrachte seine freien Stunden bei Pfarrer de Lorenzi, um mit ihm die Satzungen des Werkes zu besprechen. So wurden im Winter 1855 die ersten Satzungen entworfen und im Winter 1856 die ersten eigenen Satzungen festgelegt, wo es unter anderem heißt: „Den drei wesentlichen Ordensgelübden fügen die Barmherzigen Brüder noch das vierte hinzu, die Kranken zu pflegen, um dadurch vorzugsweise das Gebot der Nächstenliebe um Gottes willen auszuüben... - Durch die Krankenpflege wollen sie ihrem Gott und Heiland dienen, indem sie in der Person der Kranken IHN selbst erblicken und mit treuer Liebe pflegen… - Die ärmsten Kranken werden sie vorzugsweise lieben und pflegen, weil diese dem armen Heiland am ähnlichsten sind.“ Am 21. Januar 1857 wurden die Satzungen schließlich von Bischof Wilhelm Arnoldi bestätigt.

Weitere Gründungen und das erste Krankenhaus

In der Zwischenzeit war am 15. Oktober 1856 der Konvent zu St. Thomas in Kyllburg gegründet worden, insgesamt bereits der dritte Konvent des Ordens. Jetzt wurde auch das Haus in der Florinspfaffengasse erweitert und ausgebaut. Peter hatte in den Jahren 1856/1857 zwei angrenzende Häuser erworben und erhielt am 10. November 1857 auch die staatliche Genehmigung für den Betrieb einer „Privatkranken- und Irrenbewahranstalt“. Die Kranken kamen nun in den erweiterten Gebäuden unter und wurden von den Brüdern liebevoll gepflegt. Großzügige Unterstützer hatte Peter in Pfarrer de Lorenzi, Geheimrat Dr. Settegast, Dr. Franz Duhr, Stadtrat Dietz und dem Oberbürgermeister gefunden. Auch Prinzessin Augusta unterstütze ihn all die Jahre hinweg fleißig.

Trotz all dieser positiven Entwicklungen sah es zu diesem Zeitpunkt in Peters Innerem nicht rosig aus. Durch den Ankauf der angrenzenden Grundstücke und den Ausbau des Mutterhauses waren seine Schulden stetig gestiegen. Außerdem sorgte er sich um die Ausbildung und den Geist der Brüder, um die Reinheit und Einheit der Stiftung. Doch auch in diesen für ihn so schweren Stunden stand ihm Maria zur Seite und hielt ihre Hände schützend über sein Werk.

Der vierte Konvent entstand am 21. April 1858 in Luxemburg. Hier übernahmen die Brüder die Haushaltung im Priesterseminar und sollten bereits 1860 einen zweiten Konvent für die Pflege in der Stadt gründen. Anfang November 1858 wurden die ersten Brüder in das Priesterseminar nach Trier gesandt.

Geistliches Vermächtnis, Krankheit und Tod

Allerdings hatte diese rasante Entwicklung den ohnehin schon gesundheitlich stark geschwächten Peter Friedhofen noch mehr geschwächt. Den Winter des Jahres 1859/60 verbrachte er größtenteils in der Krankenabteilung, wo er die Zeit nützte, um seine Empfehlungen zu schreiben. Am 25. Januar 1860 schrieb er seinen Namen unter die Einführung eines Büchleins, das die Herausgeber als „Geistliches Vermächtnis“ bezeichneten, weil es seine religiösen Erfahrungen enthält, seine Sorge um die Heiligkeit und die Arbeit der Brüder, seine Betrachtung und Anbetung Gottes, der sich hinter der Schönheit und Liebe in allen Dingen verbirgt.

Friedhofens Gesundheitszustand verschlechterte sich immer mehr. Den eigenen Tod vor Augen schrieb er drei Tage vor seinem Tod: „Am liebsten wäre mir, wenn ich etwas zu wünschen hätte, bald zu sterben. O welche Freude, wenn ich die heiligen Weihnachten das ‚Gloria in excelsis deo’ mit den Engeln im Himmel singen könnte. Bei Gott ist alles möglich...“ In den frühen Morgenstunden des 21. Dezember 1860 verschied er im Herrn. Eine nie gesehene Menschenmenge erwies ihm zusammen mit den 37 Brüdern und 9 Postulanten die letzte Ehre. Sein Grab wurde von Kaiserin Augusta mit einem großen Steinkreuz bedacht.

Am 27. Juli 1928 wurden seine sterblichen Überreste nach Trier überführt und in der Maria-Hilf-Kapelle beigesetzt. Am 23. Juni 1985 wurde Peter Friedhofen von Papst Johannes Paul II. in Rom selig gesprochen.